Erlebniswelt Fredelsloh
“Ein Erlebnis fĂŒr die ganze Familie”, verspricht der Flyer der Veranstaltung “Kunst in Fredelsloh”. So heisst es am Muttertag, oder Tag Eins nach Beginn der groĂ angekĂŒndigten Aktion, raus nach Fredelsloh.
Die Fahrt abseits der Autobahn ist angenehm, die Landschaft in ein frisches grĂŒn getaucht und die Kinder noch voller Vorfreude auf das was uns dort erwartet. Kaum haben wir die Ortseinfaht passiert, weisen uns Banner der Aktion den Weg. Vor jedem Haus mit kreativem Inhalt sind diese Wegweiser platziert und vermitteln den Eindruck, dass an diesem besonderen Sonntag hier etwas passieren wird. Weitere Dorfbesucher auf der Suche nach Aktion finden ihren Weg in das verschlafene Ărtchen, dass zweifelsohne an UrsprĂŒnglichkeit seines Gleichen sucht. Man fĂŒhlt sich irgendwie in die Vergangenheit oder wenigstens nach Uhlenbusch inklusive Onkel Heini zurĂŒckversetzt. Voller Tatendrang besuchen wir das erste GeschĂ€ft – ein Laden der, wie sollte auch anders sein – Getöpfertes verkauft. Nette Sachen sind dort zu sehen, insbesondere die Tassen mit den Kuh-Henkeln haben es den Kindern angetan. Und das? Ist das nicht unser Geschirr, dass wir in einem Discount MöbelgeschĂ€ft neulich so gĂŒnstig erstanden haben? Egal, weiter gehts auf der Entdeckertour durch die Dorfstrassen. Da fĂ€llt unser Blick auf ein Gebilde aus Wachs, oder hat da jemand vergessen Abends die Kerzen seines persönlichen Amon DĂŒĂŒl Schreins zu löschen. “Sieht toll aus” findet der Ă€lteste Spross der Familie und berĂŒhrt das bunte Konstrukt. “Heyyyy, nicht anfassen!” hallt es uns lautstark in den Ohren. Die Besitzerin hat doch tatsĂ€chlich einen HĂ€nsel gefunden, der Ihr Kunstwerk zu entweihen scheint. “Wenn das jeder machen wĂŒrde, wĂ€re irgendwann ja nichts mehr da!”. Die Lust in das GeschĂ€ft zu gehen schwindet mit dieser Art Kinderfrendlichkeit. Wir lassen diese VerkaufsstĂ€tte aus und ĂŒberlegen der Hausdame unsere Restkerzen vom letzten Wiegenfeste Jesu zu spenden, damit der Schaden wieder ausgeglichen werden kann. Eine Familie lĂ€sst sich an einem solchen “Gute-Laune-Tag” den Ausflug nicht vermiesen und tingelt weiter.
Nach eineiger Zeit stellt sich die Frage: Wohin? Zwar haben alle GeschĂ€fte, die schlesisches Töpfergut an den Mann bringen wollen geöffnet, nur haben sie das nicht auch an einem anderen Tag? Die meisten KĂŒnstler scheinen selbst um 13.00 Uhr Ihre Muse noch zu kĂŒssen und öffnen weder Tor noch TĂŒr. Wo bitte liebe Initiatoren ist das Erlebnis fĂŒr die ganze Familie? Keine Aktionen, kein Willkommen, irgendwie wie ein Verkaufoffener Sonntag auf dem Lande.
Familientechnisch war dies wohl unser letzter Besuch in der Gegend. Vielleicht kommen wir, d.h.. meine Frau und ich nochmal ohne die Kinder wieder, dann aber in einem grossen Buss mit einer Heizdecke unter dem Allerwertesten und einer Gehhilfe unter Arm.