Von Urgesteinen und Wiederholungstätern: Open-Flair – Tag 1+2
Wir rollen erst gegen 20:30 Uhr in Eschwege ein. Das diesjährige Open-Flair empfängt uns mit sengender Hitze und schon über 8000 Feierwütigen, die am Dienstagabend schon Ihren Platz bezogen haben. Wir parken hastig unseren Bulli und marschieren in Richtung Seebühne, um den Abend mit ein wenig Punk zu begehen. Der frühe Besucheransturm macht sich auch vor der Bühne bemerkbar. Hier brodelt es schon spürbar in der Menge und als Betontod sich die Ehre geben, hält es wenige in den hinteren Reihen. Parolen wie “Wir müssen aufhören weniger zu trinken!” oder “Für immer Punk ein Leben lang!” begleiten die Rheinberger Urgesteine schon 25 Jahre. Man möchte sich glatt einen Iro rasieren und Karlsquell wieder zum Leben erwecken. Die Berufswoche steckt noch zu tief und wir verabschieden uns früh in unser fahrendes Hotelzimmer.
Tag Zwei beginnt so wie Tag Eins aufgehört hat: Heiss! Auch heisser Kaffee muss sein – Im Supermarkt ist schnell ein Bäcker gefunden. Frisch gestärkt gönnen wir uns vor der großen Sause einen kleinen Stadtbummel. Eschwege ist auch abseits der Festivalpfade eine echte Schönheit. Nun aber zur Eröffnungs-Show im E-Werk. Eine kultige Show rund ums Flair, die immer wieder Lachtränen hervorzaubert und unser Wissen um die mittlerweile 30 jährige Veranstaltung lustvoll erweitert.
Der Drang Flüssigkeit in diesem Glutofen zu sich zu nehmen ist ein Segen für die ortsansässigen Bierdealer. Es sei ihnen gegönnt – ist ja schliesslich ein Winwin-Geschäft. Unser Lieblingsbierhof ist der von Helmut und seiner Familie. Hier hilft selbst die Oma mit und preislich ist Helmuts Saisongeschäft kaum zu schlagen. Man muss sich nur setzen und beobachten, wenn man die bunte Vielfalt des menschlichen Darstellungsdrangs geniessen möchte. Man lernt hier immer wen kennen – heute sind es Doc und Kohlo. Zwei anständige Burschen aus Hannover, die schon seit 2007 Fans des Flairs sind. Doc meint er schätze die Stimmung und das gesamte Ambiente dieser Veranstaltung, während Kohlo der festen Ansicht ist, dass das Flair das beste Festival der Republik sei. Ansichten von echten Wiederholungstätern, die wir so nur unterschreiben können. Man versteht sich gut und wir wollen noch ein wenig mehr den Flüssigkeitshaushalt regulieren – diesmal direkt am Zelt der beiden Festivalgänger, die uns mit Eis und Flens aus der Trockeneisbox versorgen. Wir fühlen uns wieder mal wohl! Auf der Seebühne lauschen wir noch ein wenig der Hamburger Band Liedfett, die mit schönen Texten und bodenstängiger Musik überzeugt. Die Dropkick Murphys schaffen wir leider nicht mehr; können die ersten Klänge aber noch auf dem Weg zurück mitnehmen. Grandioser Folk-Punk, die die Truppe aus Boston da raushaut.