Zu Gast im ältesten Wirtshaus Südniedersachsens – Das Einbecker Brodhaus
Anfang Februar nimmt zwar die Länge der Tage wieder zu, doch um 17:00 Uhr ist dennoch so dunkel, dass man die schönen Fachwerkhäuser in der ehemaligen Hansestadt Einbeck nur noch halb so gut betrachten kann. Schade, aber nicht ganz so wild, denn wir werden gleich ein echtes Prachtexemplar dieser Zeitzeugen von Innen bewundern dürfen. Das Brodhaus in Einbeck ist unsere heutige Wahl für ein gemütliches Abendessen nach einem schrittreichen Tag im nahegelegenen PS Speicher. Schon von Außen ziemlich beeindruckend, fällt insbesondere das Schild an der Ecke des Hauses auf. Es zeigt die Insignien der Bäckergilde, die eng mit dem Gebäude verbunden ist. 1333 erstmals urkundlich erwähnt, schenkte laut Chroniken der Einbecker Augustinermönch Heinrich sein von den Eltern geerbtes Haus der Bäckervereinigung. Die daran geknüpfte Bedingung war, dass diese jährlich und für ewige Zeiten allen Pfarrkirchen im Umkreis von zwei Meilen kostenlos Hostien für das Abendmahl liefern sollte. Nach der Zerstörung durch einen Brand von 1540 wandte sich die Bäckergilde im Gegenzug an die Kirche mit der Bitte um Wiederaufbauhilfe, um auch weiterhin die Hostien für die Gottesdienste liefern zu können. Im erhalten gebliebenen Gildenbuch wurden die Hilfen für den Wiederaufbau des Hauses im Jahr 1552 genau verzeichnet. 1552, das Jahr in dem das Brodhaus auch zum Gasthaus wurde und somit als eines der ältesten Wirtshäuser Niedersachsenes gilt. Die Verbindung zur Kirche besteht samt der einhergehenden Verpflichtungen genau genommen auch heute noch, wird aber schon lange nicht mehr abgerufen. Mit einer solchen Historie und der vielversprechenden Speisekarte betreten wir fast ehrfürchtig die Räumlichkeiten. Im vorderen Bereich modern und einladend eingerichtet führt uns die freundliche Servicekraft in das hintere „Abteil“. Hier wird es rustikaler, aber keineswegs ungemütlicher. Ganz im Gegenteil, denn grosse Fässer die zu Sitzgelegenheiten umfunktioniert wurden geben dem Gast hier eine schöne Rückzugsmöglichkeit um das Mahl in Ruhe geniessen zu können. Neben klassisch deutschen Gerichten, finden sich auf der Speisekarte auch reichlich belegte Burger, sowie Nuggets für die Kleinen. Während das panierte Hühnerfleisch dankend von unserem Kind geordert wird, entscheiden wir uns für ein Einbecker-Schnitzel sowie den Zander als Spezialität des Tages. Natürlich darf es dazu ein Einbecker Brauherren-Pils sein, denn was gibt es schöneres an so einem Abend als auf die regionalen Köstlichkeiten selbst zu setzen. Ein Plan der vollends aufgeht. Als das Essen unseren Tisch erreicht können wir es kaum erwarten diesem Genuss hinzugeben. Das saftige Schnitzel aus dem Jungschweinrücken kommt mit einer leckeren, hausgemachten Einbecker Senf Soße, die aus dem traditionellen Senf der Einbecker Senfmühle gemacht wurde, inklusive Kroketten und Beilagensalat, daher. Köstlicher geht kaum, obwohl mein Gegenüber dem knusprigen Fisch und dem mediterranen Gemüse auch nur loebende Worte entgegenbringen kann. Ein echt lukullisches Erlebnis in dieser wunderschönen und so geschichtsträchtigen Gaststätte, dass uns wohl noch länger in Erinnerung bleiben wird. Übrigens war die Apotheke nebenan Kulisse für den Heinz Erhard Film „Vater, Mutter und 9 Kinder“. Ja dieses Einbeck hat vieles zu bieten, und das Brodhaus gehört auf jeden Fall zu den Dingen, die man hier erlebt haben muss.
Weitere Infos zm Brodhaus gibt es hier: https://www.brodhaus-einbeck.de/